Meerschweinchenliebe und Geburt

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Hinweis 1: Dieser Text ist keinesfalls eine Anleitung zur Meerschweinchenvermehrung. Allerdings bekommen wir häufig Anrufe von Menschen, die ein tragendes Meerschweinchen-Weibchen übernommen haben oder bei denen sich ein gleichgeschlechtliches Paar als Männchen und Weibchen entpuppt hat. Zu ihrer Information wurde, was nun folgt, veröffentlicht.

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Der dicke Willy ist bis über beide Ohren verliebt. Und wenn er verliebt ist, dann tanzt er Rumba – mit trampelnden Stummelbeinchen, rhythmisch hin und her wiegendem Hinterteil und unter Gurren und Knattern. Die Werbungszeremonie kann stundenlang dauern und an ihrem Ende wird der dicke Willy einiges an Kalorien abgearbeitet haben. Dafür ist ihm aber auch die Gunst seiner Auserwählten sicher.

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Männliche Meerschweinchen zeigen ein ausgeprägtes Balzverhalten: Die zum Ziel des meerschweinischen Begehrens auserkorene Dame wird ausdauernd umrundet. Verhaltensforscher tauften diese speziellen Bewegungsabläufe wegen gewisser Ähnlichkeiten zum aus Kuba stammenden Tanz im vier Viertel-Takt „Rumba“. Das „Liebeslied“, das während der Rumba gesungen wird, ist unverwechselbar: Im Stakkato werden die einzelnen Töne ausgestoßen und wenn man Willy so zuhört, wird man unweigerlich an kleine Buben erinnert, die im Spiel mit hellen Stimmen Maschinengewehr-Salven imitieren. Wummerle, die Meerschweinfrau, ist zu Anfang furchtbar genervt vom tanzenden und singenden Willy, der immer aufdringlicher wird. Sie versucht sich durch Flucht aus der Affäre zu ziehen, aber der verliebte Schweinerich flitzt ihr aufgeregt quiekend hinterher, pflanzt sich schließlich quer vor ihrer Nase auf, so dass sie nicht weiter kann und beginnt erneut mit seiner Vorführung. Nun zieht Wummerle alle Register der Abwehr: Sie bedroht den Aufdringlichen mit den Zähnen, spritzt ihm Urin ins Gesicht – aber alles vergeblich. Unermüdlich fährt Willy mit seiner Werbung fort. Und schließlich – man weiss nicht, ob die Beharrlichkeit des Verliebten das Herz der Spröden endlich erweichen konnte oder ob Wummerle das ganze Theater nur furchtbar satt hat und die Sache schnell hinter sich bringen will – findet die Hochzeit statt. Bald darauf erlischt das Interesse des Gatten an seinem Weib und er wendet sich neuen Schönheiten zu. Aber das ist ganz normal im Hause Meerschwein, daran darf man sich nicht stören.

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Wummerle, die über den Verlust des schweinischen Casanovas nicht unglücklich scheint, zieht nun wieder zu ihrer Mutter Wabani und zu ihren Tanten. Wochen und Monate vergehen, nichts geschieht. Wummerle gibt sich wie immer, frisst, tollt mit den anderen Meerschweinchen durchs Gehege oder streitet sich mit ihnen um besonders leckere Löwenzahnblätter. Aber dann, Ende des zweiten, Anfang des dritten Monats, erkennt man plötzlich massive Veränderungen an der Dreifarbigen: Ihr Appetit nimmt zu, sie mag nicht mehr umherrennen und ihr Körper scheint täglich an Masse zu gewinnen, bis sie schließlich einer kleinen, behaarten Bowling-Kugel gleicht. Im Vergleich zu Ratten, Mäusen, Hamstern oder anderen Nagern haben Meerschweinchen eine sehr lange Tragzeit. Erst nach 59 bis 74 Tagen kommen die Babys zur Welt. Dafür sind die Kleinen als typische Nestflüchter aber auch „fix und fertig“: Sie haben ein komplett entwickeltes Haarkleid, können sehen und hören. Die Augen öffneten sich schon zwei Wochen vor der Geburt, den Zahnwechsel von Milch- zu endgültigen Zähnen haben die Zwerge schon im Mutterleib hinter sich gebracht – ganz ohne Fieber, Schmerzen und Gebrüll, wie man das von Menschenkindern kennt.

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Wummerle bringt in der Nacht zum siebzigsten Schwangerschaftstag sechs gesunde Kinder zur Welt – fünf Jungen und ein Mädchen. Das ist für den ersten Wurf eine stattliche Leistung! Die junge Mutter nabelt jedes Baby mit Hilfe ihrer scharfen Nagezähne ab und säubert es notdürftig. Bald darauf torkeln die Kleinen schon auf wackligen Beinchen zur Milchquelle. Leider haben Meerschweinchen nur zwei Zitzen. Deshalb sind die Rationen für die Babys in der jungen Familie knapp bemessen. Zum Glück mümmeln die Meerferkelchen schon bald feste Nahrung und wachsen und gedeihen prächtig. Junge Meerschweinchen sind ganz entzückende Tierkinder und es macht viel Freude, ihnen beim Fangen Spielen und Herumhüpfen zuzusehen.

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Hinweis 2: Sollten Sie einen potenten Bock bei einem weiblichen Meerschweinchen sitzen haben, lassen Sie ihn während der Trächtigkeit des Weibchens kastrieren. Nach 14 Tagen Wartezeit nach dem Eingriff können sie den Vater wieder zu seiner Familie setzen, dann kann er nicht mehr decken. Bleibt ein potenter Bock während der Geburt bei seinem Weibchen, deckt er sie unmittelbar nach der Niederkunft wieder. Das ist der Gesundheit des weiblichen Tieres nicht zuträglich.

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Text: H. Kienle * Fotos: M. Babcock und H. Kienle

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